Ausstellungen

Die sechs Ausstellungen der Biennale für aktuelle Fotografie laufen vom 19. März bis zum 22. Mai 2022.

Changing Ecosystems

Alexandra Baumgartner, aus der Serie How like a leaf I am, 2018–fortlaufend

Der menschliche Bedarf an Energie, Baumaterialien und Chemikalien hat ebenso wie der intensive Anbau von Nahrungsmitteln zum Rückgang natürlicher Ökosysteme geführt. Die ausgewählten Künstler*innen in Changing Ecosystems haben verschiedene Ökosysteme dokumentiert, indem sie deren aktuellen Zustand als Folge von Veränderungsprozessen erfassen. Diese zeitintensive und entschleunigte Herangehensweise ermöglicht es ihnen, die Auswirkungen globaler Entwicklungen auf die Flora und Fauna ausgewählter Gebiete detailliert offenzulegen.
Einerseits können die ausgestellten Werke als Indikatoren verstanden werden, die die Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt sichtbar werden lassen. Andererseits stehen sie für einen allmählichen Bewusstseinswandel. Sie zeigen, wie sich unser Verhältnis zur Natur verändert: Der Versuch des Menschen, die Natur zu unterwerfen, weicht langsam dem Wunsch, mit ihr in Einklang zu leben.
Können wir den Wert vielfältiger Ökosysteme auf der ganzen Welt durch die Bemühungen der Künstler*innen, diese Veränderungsprozesse sicht- und begreifbar zu machen, besser verstehen?

Mit Arbeiten von: Alexandra Baumgartner, Eline Benjaminsen, Antoinette de Jong & Robert Knoth, Douglas Mandry, Rohit Saha, Maria Sturm

Heidelberger Kunstverein
Hauptstraße 97
D-69117 Heidelberg

Contested Landscapes

Misha Vallejo Prut, Sarayaku, aus der Serie Secret Sarayaku, 2019

Die Ausstellung Contested Landscapes widmet sich den ökologischen Herausforderungen, vor denen die Welt heute steht. Seit Jahrhunderten führen imperialistische und kapitalistische Bestrebungen zur Ausbeutung der Erde. Die Natur wird als Ressource für wirtschaftliches Wachstum betrachtet: Ihr ökonomischer Wert wiegt mehr als ihr ökologischer. Doch angesichts des Klimawandels ist ein Umdenken nötig. Es stellt sich die Frage, wie wir das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt wieder ins Gleichgewicht bringen können, um künftigen Generationen ein nachhaltigeres Leben zu ermöglichen.
Die ausgewählten Künstler*innen führen uns von der Ostsee bis nach Südamerika, um die Folgen von Meeresverschmutzung, Abfallwirtschaft und Mineralienabbau aufzuzeigen. Anstatt die topografischen Veränderungen aus der Ferne zu beobachten, beziehen sie die Menschen vor Ort und deren Geschichten mit ein, um zu verdeutlichen, was sozial und politisch auf dem Spiel steht.
Denn: Eine Landschaft zu fotografieren bedeutet auch, ein Bild von ihr zu erschaffen, das gesellschaftlich konstruiert ist. Doch welches Recht haben wir, die Erde lediglich von unserem Standpunkt aus zu betrachten und zu bewerten?

Mit Arbeiten von: Aàdesokan, Lisa Barnard, Awoiska van der Molen, Rune Peitersen, Yan Wang Preston, Małgorzata Stankiewicz, Katja Stuke & Oliver Sieber, Misha Vallejo Prut

Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
D-68165 Mannheim

Bodies in (e)Motion

Michał Iwanowski, aus der Serie Go Home Polish, 2018

Im Internet tauschen Menschen viele Ideen, Meinungen und Haltungen miteinander aus. Dennoch bleibt der Körper das wichtigste Mittel, um die eigene kulturelle, religiöse und politische Identität auszudrücken. Menschen verkörpern ihre Erfahrungen und Meinungen bei Massenprotesten im Kampf für Redefreiheit, für Frauenrechte und gegen den Klimawandel. Zugleich ist der Körper aber auch zerbrechlich und anfällig für staatliche Gewalt und für Angriffe aufgrund unterschiedlicher Anschauungen.
Gesellschaftliche Strukturen und Konzepte haben sich im Laufe der Geschichte herausgebildet: Sie wandern und werden adaptiert, wann immer Menschen migrieren. Kolonialismus, Imperialismus, globaler Handel und Massenmedien haben westliche Werte und Perspektiven auf der ganzen Welt verbreitet. Die ausgewählten Künstler*innen in der Ausstellung Bodies in (e)Motion fungieren als Vermittler*innen, um Gedanken und Haltungen zu Freiheit, Feminismus und Religion zu veranschaulichen, die in der westlichen Welt wenig bekannt sind.
In der Ausstellung werden die Ergebnisse präsentiert, die aus ausführlichen Dialogen zwischen den Künstler*innen und ihren Mitstreiter*innen hervorgegangen sind. Performances, Zeitungen und Collagen zeigen, wie Menschen selbstbestimmt und im ständigen Ideenaustausch mit anderen ihre eigene Identität geformt haben.

Mit Arbeiten von: Archive of Public Protests, Michał Iwanowski, Giya Makondo-Wills, Mashid Mohadjerin, Gloria Oyarzabal, Felipe Romero Beltrán

Kunstverein Ludwigshafen
Bismarckstraße 44–48
D-67059 Ludwigshafen am Rhein

Collective Minds

Anna Ehrenstein, Franceline II, TFC, aus der Serie Tools for Conviviality, 2018 | Courtesy KOW Berlin & Office Impart

In unserer vernetzten Gesellschaft nutzen wir Bilder, teilen sie und kommunizieren mit ihnen, um Kontakte zu knüpfen und uns mit anderen verbunden zu fühlen. Sich selbst zu fotografieren und zu filmen ist ein mächtiges Werkzeug, um die eigene Identität auszudrücken und online nach Gleichgesinnten zu suchen. Soziale Medien fungieren als Plattformen, auf denen vom Mainstream abweichende Lebensentwürfe präsentiert werden und Unterstützung finden.
Die ausgewählten Künstler*innen haben on- und offline Netzwerke mit jungen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund aufgebaut, mit kreativen Unternehmer*innen im Senegal ebenso wie mit queeren Gemeinschaften in Südafrika. Die Arbeiten in der Ausstellung Collective Minds sind in den Bereichen Mode, Sport und populäre Musik angesiedelt, in denen Identität eine zentrale Rolle spielt. Die Künstler*innen zeigen alternative Formen des Zusammenlebens auf und schaffen ein kollektives Bewusstsein über Grenzen und Vorurteile hinweg.
Dank dieser gemeinschaftlichen Leistung setzt die Ausstellung Collective Minds eine mitreißende Energie frei, in der der Entstehungsprozess der Werke spürbar wird.

Mit Arbeiten von: Anna Ehrenstein, Anouk Kruithof, Kelebogile Ntladi

PORT25 – Raum für Gegenwartskunst
Hafenstraße 25–27
D-68159 Mannheim

Shaping Data

Mónica Alcázar-Duarte, Here to be caught, aus der Serie Second Nature, 2017–fortlaufend

Die Ausstellung Shaping Data untersucht, wie sich die weit verbreitete Nutzung digitaler Technologien auf unseren Körper auswirkt, unsere Meinungen prägt und zwischenmenschliche Beziehungen verändert. Wir verbringen einen Großteil unserer Zeit mit technischen Geräten und geben dabei oft persönliche Daten preis, die Algorithmen füttern. Diese Algorithmen wiederum entscheiden, was wir sehen und hören. Die unmittelbare Rückkopplung lässt uns annehmen, dass wir sowohl unser eigenes Leben als auch das Leben anderer unter Kontrolle hätten.
Die ausgewählten Künstler*innen analysieren das Verhältnis zwischen der analogen und der virtuellen Welt kritisch, indem sie für bestehende Technologien neue Anwendungen finden und Muster versuchen aufzudecken, die Künstliche Intelligenz geschaffen hat. Denn wo immer es voreingenommene Menschen gibt, gibt es voreingenommene Bilder und voreingenommene Algorithmen, die diese Bilder sortiert haben.
Die Ausstellung Shaping Data zeigt auch Zukunftsszenarien auf, in denen unsere optimierten Körper und Leben zur neuen Norm werden. Was bedeutet es, als Mensch in einer hochgradig automatisierten Umgebung zu leben, und wie können wir Daten so verarbeiten, dass wir eine gerechtere Welt schaffen?

Mit Arbeiten von: Mónica Alcázar-Duarte, Heba Y. Amin, Alexandra Davenport, Matthieu Gafsou, Thomas Kuijpers, Yufan Lu, Paulien Oltheten, Sara, Peter & Tobias, Salvatore Vitale

Wilhelm-Hack-Museum
Berliner Straße 23
D-67059 Ludwigshafen am Rhein

Narratives of Resistance

Silvy Crespo, aus der Serie The Land of Elephants, 2019–fortlaufend

Die Ausstellung Narratives of Resistance konzentriert sich auf wenig beachtete Konflikte zwischen Regierungen und lokalen Bevölkerungsgruppen. Der groß angelegte Lithium-Abbau im nördlichen Portugal, der langwierige Kampf um das Adivasi-Territorium in Zentralindien und die ökologischen Herausforderungen, vor denen Nepal in der Chitwan-Region steht: Alle diese Auseinandersetzungen haben gravierende Folgen für die Bewohner*innen und ihre Umwelt.
Die Künstler*innen haben diese sozialen und politischen Aufstände gegen Landraub, Ressourcenausbeutung und die anhaltende Verletzung von Menschenrechten sorgfältig dokumentiert. Indem sie fiktionale Erzählstrategien anwenden und historische Dokumente sowie Bildmaterial von Betroffenen hinzufügen, haben sie innovative Formen gefunden, um die Geschichten zugänglich zu machen. Erzählt wird aus den Perspektiven derjenigen, die die Ereignisse seit Langem miterleben und spüren, wie sie die Beziehung zu ihrer Umwelt auf Dauer verlieren und wie tiefgreifend sich diese verändert.
Könnten diese Erzählungen des Widerstands zu lebendigen Archiven werden, die zu einer größeren, verdienten Aufmerksamkeit für diese Bewegungen beitragen?